Rübenkrankheiten und Schäden

Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Zuckerrübenanbau ist eine Gesunderhaltung der Pflanze. Um Schäden durch Rübenkrankheiten regulieren und vorbeugen zu können, ist das Erkennen des Schaderregers der erste Schritt. Die richtigen Maßnahmen wie beispielsweise ein termingerechter Fungizideinsatz oder die Wahl einer geeigneten Sorte helfen Erträge zu sichern.

 

Tierische Schädlinge

Die Pillierung des Rübensaatgutes bietet mittlerweile nur noch einen begrenzten Schutz gegen bodenbürtige tierische Schädlinge. Daher kommt nach dem Auflaufen der Zuckerrüben dem Insektenmonitoring eine große Bedeutung zu. 

Es dient als Hinweis auf die Befallsentwicklung und hilft damit bei der Entscheidung, ob Maßnahmen notwendig sind. Das Infoblatt enthält weitere wichtige Hinweise zu Insekten und deren Bekämpfung.

Nach dem Auflaufen der Zuckerrüben können oberhalb der jeweiligen Schadschwelle auftretende Schädlinge mit Hilfe der Flächenspritzungen bekämpft werden.

Der in engen Rübenfruchtfolgen auftretende Moosknopfkäfer (braun, ca. 1 - 1,5 mm lang) ist als Schädling von Bedeutung, da er in extrem hohen Dichten auftreten kann und einen unregelmäßigen Lochfraß am Keimling und an den Blättern verursacht.

Grüne Pfirsichblattläuse und Schwarze Bohnenläuse können die Rüben durch Saugen schädigen, gefährlicher ist aber die Übertragung der virösen Blattvergilbung besonders durch die grüne Pfirsichblattlaus. Da kein Schutz durch die Pillierung mehr besteht, kann eine direkte Maßnahme notwendig werden. Das ausreichende Auftreten von Nützlingen kann eine chemische Behandlung entbehrlich machen. 

In Ausnahmefällen ist auch die Bekämpfung von Weichwanzen, Engerlingen, Rübenfliegen und Raupen der Gammaeule notwendig, meist ist der wirtschaftliche Schaden jedoch relativ gering und auf den Randbereich der Schläge begrenzt, so dass vor einer Flächenbehandlung mit Insektiziden die Notwendigkeit genau geprüft werden muss.

Auch neuerdings auftretende Schädlinge wie z.B. die Rübenmotte oder die Schilfglasflügelzikade gewinnen regional und jahresabhängig an Bedeutung. 

 

 

Schnecken

Ackerschnecken erreichen eine Größe von 3,5 – 6 cm, ihre Farbe variiert von beige über braun bis grau. Besonders in feuchten Jahren und nach für Schnecken günstigen Vorfrüchten (Raps, Ölrettich, Senf), können sie stärkere Schäden hervorrufen. Ein hoher Anteil größerer Hohlräume wirkt dabei befallsfördernd, da diese den Schnecken als Gänge aus der Tiefe und gleichzeitig als Rückzugsraum während der trockeneren Tageszeit dienen.

Junge Pflanzen werden mit dem für Schnecken typischen Schabefraß abgefressen, an älteren Pflanzen entsteht sowohl Loch- als auch Randfraß. 

Generell wirkt eine feinkrümelige Bodenbearbeitung einem Befall mit Schnecken entgegen. Zur Überprüfung des Befalls auf Ackerschnecken eignen sich nasse Säcke oder Pappen, die auf dem Acker ausgelegt werden. An ihrer Unterseite sammeln sich nachts die Schnecken. Bei stärkerem Befall sollte eine Behandlung mit einem zugelassenen Schneckenkorn erfolgen. Oftmals reicht dabei ein Bekämpfungsstreifen am Feldrand, da in der Regel von dort der Befall ausgeht. Der gesamte Schlag sollte aber kontrolliert werden.

 

Mäuse

Flache Aussaaten, Grenzen zu Bracheflächen und Feldkanten sind von den Mäuseschäden besonders betroffen. Die Waldmaus kann dabei den Feldaufgang von Zuckerrüben drastisch reduzieren. Der pillierte Rübensamen wird von der Aussaat bis zu den ersten Niederschlägen von den Tieren gern als Futter angenommen. Sind die Rübensamen erst einmal gekeimt, erlischt das Interesse der Mäuse. Eine direkte Bekämpfung ist nicht zulässig, weil es sich um eine geschützte Art handelt. Die Ablenkfütterung mit verschiedenen Körnerfrüchten ist eine Variante, ebenso das Aufstellen von Stangen für Greifvögel. Beide Möglichkeiten bieten nicht immer ausreichenden Schutz, stellen aber die einzigen Alternativen dar.

Das Infomaterial „“ im AgriPortal Consult liefert Ihnen weitere Hinweise hinsichtlich Schadbild, Kontrolle sowie gegebenenfalls erforderlichen Maßnahmen.

 

Weißes Rübenzystenälchen (Heterodera schachtii)

Zurückgebliebenes Wachstum und nesterweises Welken der Zuckerrüben kann ein Indiz für den Befall mit dem weißen Rübenzystenälchen (Nematoden) sein. Die Hauptwurzel wächst nur wenig in die Länge und es werden verstärkt Seitenwurzeln gebildet, die nach und nach verfilzen und einen Wurzelbart bilden. An den Seitenwurzeln sind die bis zu 1 mm großen, zitronenförmigen Zysten sichtbar.

Biologie

Die Eier in den widerstandsfähigen Zysten sind über 10 Jahre lebensfähig. Ab 8 °C verlassen die aus den Eiern entwickelten Larven die Zysten und dringen in die Faserwurzeln ein. Dabei üben Wurzelausscheidungen der Wirtspflanzen einen Schlupfreiz auf die Larven aus.
Feucht-warme Witterung und der Anbau von Kreuzblütlern (z.B. Raps, Kohl, nicht resistenter Ölrettich und Senf) bieten besonders günstige Vermehrungsbedingungen für die Nematoden. Auch Unkräuter wie Melde und Weißer Gänsefuß vermehren Nematoden stark.

Bekämpfung

Chemische Bekämpfungsmethoden sind nicht zugelassen. Vorbeugend sollten die Wirtspflanzen (Gänsefuß- und Kreuzblütlerarten) innerhalb der Fruchtfolge ausgeschlossen werden. Eine weite Zuckerrübenfruchtfolge kann das Auftreten von Nematoden verringern. Eine Reduktion der Nematoden sollte schwerpunktmäßig mit biologischer Bekämpfung angestrebt werden, d.h. dem Anbau von nematodenresistenten Ölrettich- und Senfsorten. Grundvoraussetzung für einen hohen Bekämpfungserfolg ist eine zeitige Saat nach frühräumender Vorfrucht.
Der Anbau von nematodentoleranten Sorten leistet einen Beitrag zur Ertragssicherung auch bei Auftreten von Nematoden. 

 

Auflaufkrankheiten

Wurzelbrand

Wurzelbrand tritt unter feuchten Bedingungen bei niedrigen pH-Werten des Bodens auf. Ein Befall kann zum Absterben des Rübenkeimlings durch Einschnürungen und Verfärbungen am Hypokotyl führen. Durch die Verwendung von Fungiziden in der Pillierung können die Erreger des Wurzelbrandes an Zuckerrüben (Phoma betae, Aphanomyces cochlioides, Pythium ultimum und die frühe Form von Rhizoctonia solani) kontrolliert werden.

 

Pilzkrankheiten am Blatt

Cercospora

Cercospora beticola gehört zu den wichtigsten Erregern im Zuckerrübenanbau und kann durch das Auftreten von Blattflecken und im weiteren Verlauf durch Absterben der Blätter zu erheblichen Ertragseinbußen führen. Bei der Wahl der richtigen Fungizidstrategie sowie allen voran des richtigen Behandlungszeitpunktes, d.h. nach Überschreiten der Schadschwelle, kann ein Befall kontrolliert werden. Darüber hinaus sind verschiedene tolerante/resistente Zuckerrübensorten verfügbar, die ein wichtiger Baustein in einer Bekämpfungsstrategie sein können. Förderlich für die Entwicklung der Blattflecken ist eine feucht-warme Witterung. Eine Verwechslung mit Ramularia ist möglich. Cercospora-Blattflecken haben einen rot-braunen Rand, schwarze Sporenträger und können in der Mitte nekrotisch werden. 

Ramularia

Durch einen Befall mit Ramularia beticola treten hellbraune Blattflecken mit einem braunen Rand und weißen Sporenträgern auf. Das betroffene Gewebe stirbt nach einiger Zeit ab und die Flecken reißen auf. Bei einer Ausbreitung des Pilzes auf dem Blatt kommt es zum Verlust von Blattfläche und dadurch zu einer verringerten Photosyntheseleistung. Ertragsreduktionen sind bei einem starken Befall zu erwarten. Eine kühl-feuchte Witterung fördert das Auftreten.

Bei beiden Pilzkrankheiten kommt es nach Absterben der Blätter zu Blattneubildungen, die zu einer Reduzierung des Zuckergehaltes führen. 

Mehltau

Auf den Blättern bilden sich grau-weiße Pusteln, die zu einem gräulichen Belag zusammenwachsen und sich mit dem Finger abwischen lassen. Es kommt mitunter zum Absterben der Blätter. Häufiger ist jedoch die Beeinträchtigung der Assimilationsleistung der Blätter und einem damit verbundenen verminderten Zuckerertrag zu beobachten. Förderlich für einen Befall durch Erysiphe betae ist eine zu hohe Stickstoffversorgung des Bestandes sowie Taubildung auf den Blättern.

Bekämpfen lassen sich Cercospora, Ramularia und Mehltau  durch den Einsatz geeigneter Fungizide unter Berücksichtigung folgender Schadschwellen:

  • 5 % befallene Blätter ab 1.Juli

  • 15 % befallene Blätter ab 1. August

  • 45 % befallene Blätter ab 15. August

Hierbei ist die Summe, der mit den oben genannten Pilzkrankheiten befallenen Blättern, zu berücksichtigen.

Rost

Bei einem Befall mit Uromyces betae, dem Erreger des Rübenrostes, bilden sich auf der Blattoberseite braune Pusteln. Bei starkem Befall beginnen die Blätter zunächst zu welken und sterben dann ab. Eine Bekämpfung ist über die Wahl gesunder Sorten sowie einer zeitlich richtig terminierten Fungizidapplikation möglich. Es gelten die Schadschwellen wie oben.

Stemphylium

Diese pilzliche Krankheit, die gelbe Blattflecken auf den Rübenblättern verursacht, wurde erstmals in den Niederlanden beobachtet. Innerhalb weniger Tage kann sich der Pilz unter feucht-warmen Bedingungen ausbreiten und zerstört die für die Photosynthese wichtige Blattfläche bis hin zum Absterben der Blätter. Fungizidmaßnahmen blieben bisher ohne nennenswerte Wirkung, eine Kontrolle ist unter Umständen über die Wahl der richtigen Sorte möglich.

Pseudomonas / Verticillium / Fusarium / Alternaria

Anders als die oben genannten Krankheiten verursachen das Bakterium Pseudomonas syringae sowie die Pilzkrankheiten, Verticillium albo-atrum, Fusarium oxysporum und Alternaria tenuis nur geringe Schäden am Blattapparat. Eine Bekämpfung ist nicht möglich und auch nicht lohnenswert.

Im Informationsbaltt erhalten Sie weitere wichtige Hinweise zu den Blattkrankheiten und deren Bekämpfung.

 

Pilzkrankheiten am Rübenkörper

Rotfäule

Diese Krankheit hat sich in den vergangenen Jahren im Anbaugebiet der Nordzucker stark verbreitet. Ursache für die Krankheit ist der Pilz Helicobasidium purpureum, der eine oberflächliche Fäule am Rübenkörper verursacht. Symptome im Feld, wie nesterweises Aufhellen der Blätter, werden meist erst spät in der Vegetation sichtbar. Häufig zeigen sich die Symptome nur unterirdisch am Rübenkörper und ein Befall wird erst in der Miete erkannt. Sofern die Befallsstärke niedrig ist, können befallene Rüben bei trockenen Bedingungen in der Miete gelagert werden. Eine Bekämpfung über Fungizide zeigte bisher keine Wirkung; ebenso sind keine eindeutigen pflanzenbaulichen Maßnahmen zur Bekämpfung oder Vermeidung bekannt.

Rhizoctonia (Späte Rübenfäule)

Die Späte Rübenfäule wird durch den Pilz Rhizoctonia solani verursacht und tritt vor allem auf Flächen mit Strukturschäden und in Fruchtfolgen mit Mais auf. Der Befallsbeginn liegt später in der Vegetation und kann je nach Stärke zum Verlust ganzer Pflanzen führen (Mumifizierung). Eine Applikation zur Bekämpfung von Rhizoctonia mit Fungiziden ist in Deutschland nicht zugelassen. Durch eine weite Fruchtfolge und die Wahl resistenter Sorten kann die Krankheit kontrolliert werden. Der Befall tritt nach Reihenschluss zunächst nesterweise auf. Die älteren Blätter beginnen zu vergilben und legen sich sternförmig um den Rübenkörper, bevor der Rübenkörper von oben her befallen wird. Rhizoctonia solani tritt häufig als Sekundärfäule auf, beispielsweise nach einem oberflächlichen Befall mit Rotfäule.

Gürtelschorf

Gürtelschorf tritt an älteren Rüben auf und wird verursacht durch den Pilz Aphanomyces cochlioides. Die Oberfläche des Rübenkörpers zeigt bräunliche Verfärbungen mit kleinen Rissen, die Rüben sehen eingeschnürt aus und haben Wucherungen. Ursachen sind ein niedriger pH-Wert des Bodens und eine schlechte Bodenstruktur sowie Staunässe.

 

Viruskrankheiten

Rizomania (Viröse Wurzelbärtigkeit)

Aufgrund der Verwendung resistenter Sorten sind in den letzten Jahren keine Ertragsverluste mehr durch Rizomania festgestellt wurden. Auslöser der Krankheit ist das Beet necrotic yellow vein virus, welches durch den bodenbürtigen Pilz Polymyxa betae übertragen wird.