Zuckerrübensorten und Saatgut

Sortenprüfung

Die Zulassung und Eintragung einer neuen Zuckerrübensorte in die Sortenliste, werden in Deutschland vom Bundessortenamt durchgeführt. Sie setzen eine zweijährige Wertprüfung an mehreren Standorten in der Bundesrepublik voraus. Nach erfolgreicher Zulassung gelangt die Sorte in das integrierte Sortenprüfsystem, in diesem Prüfsystem wird die Leistungsfähigkeit der neuen und alten Zuckerrübensorten verglichen. Die hierzu erforderlichen Versuche werden gemeinsam durch die regionalen Arbeitsgemeinschaften und das Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) in Göttingen durchgeführt. Aus diesen geprüften Sorten kann der Anbauer dann auswählen.

Erst wenn zusätzlich die Anforderungen durch die Anerkennungsbehörde nach den Regeln der Internationalen Vereinigung für Saatgutprüfung (ISTA) untersucht und bestätigt sind, wird das Saatgut zum Verkauf freigegeben und darf verpackt werden. Eine Kennnummer gibt Auskunft über Züchtungsunternehmen, Vermehrung (Charge), Sortennamen sowie Saatgutbehandlung. Diese Kennnummer kann der Landwirt in seiner Schlagdatei dokumentieren, um die Qualität des Saatgutes sowie eine lückenlose Rückverfolgbarkeit von der Verarbeitung der Zuckerrüben in der Fabrik, über Anbau bis hin zur Saatgutvermehrung sicherzustellen. 

In Deutschland wird ausschließlich pilliertes, monogermes Saatgut von Hybridsorten angeboten, das ein Saatgutkaliber mit einer Bandbreite von 3,50 - 4,75 mm haben muss. Eine Sorte kann nur dann ihre hohe Leistung reproduzieren, wenn auch das Saatgut von hoher Qualität ist. Dies spiegelt sich in einem hohen und gleichmäßigen Feldaufgang wider.

 

Parameter zur Beurteilung der Sortenleistung

Die Beurteilung der Sortenleistung erfolgt bei Nordzucker vorrangig anhand des Zuckerertrages (ZE) in Tonnen je Hektar (t/ ha):

ZE = RE x ZG / 100, RE = Rübenertrag (t/ha), ZG = Zuckergehalt (%)

Weitere wichtige Kriterien, die bei der Auswahl einer Sorte beachtet werden sollten, sind Feldaufgang, Schossneigung und Blattgesundheit. Die Sortenversuche werden mit und ohne Fungizidapplikationen angelegt. Folglich lassen sich mithilfe der Sortenversuche Aussagen über die unterschiedliche Anfälligkeit und Ertragstoleranz der Sorten gegenüber Blattkrankheiten treffen. Das aktuelle Sortiment weist Sorten auf, die sowohl unter Befall von Blattkrankheiten als auch unter Nichtbefall hohe Leistungen zeigen.

Dem Anbauer stehen Sorten mit einer Nematodentoleranz zur Verfügung. Vor der Auswahl einer nematodentoleranten Sorte empfiehlt sich eine Bodenuntersuchung auf Nematodenbesatz. Bereits bei einem niedrigen Nachweis sollte unbedingt der Anbau einer nematodentoleranten Sorte erfolgen. 

Bei Verdacht auf Rhizoctonia sollte mit dem Anbauberater der Zuckerfabrik über eine geeignete Sorte gesprochen werden.

Die Nordzucker AG und die ARGE NORD veröffentlichen jährlich die Sortenergebnisse und geben Empfehlungen.

 

Saatgutschutz zur Aufgangsförderung

Der umweltgerechte Zuckerrübenanbau bedingt einen möglichst geringen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Ein sehr gutes Beispiel für nachhaltigen Schutz der Umwelt bei gleichzeitig sehr hoher Wirksamkeit ist die Beizung mit Insektiziden und Fungiziden und Pillierung des Saatgutes.

Diese Beizung schützt die junge Keimpflanze unmittelbar und trägt außerdem dazu bei, dass Flächenbehandlungen gegen Auflaufschädlinge und oberirdische Schädlinge nur selten notwendig sind. In 2018 wurden die systemischen Neonicotinoide (Clothianidin, Imidaclopird und Thiamethoxam) aus der Zulassung genommen und stehen nicht mehr zur Verfügung. Es stehen nur noch nicht-systemische Kontaktinsektizide zur Verfügung .

 

Sachgerechte Lagerung von Saatgut

Die sachgerechte Lagerung von nicht verbrauchtem Zuckerrübensaatgut bis zur folgenden Aussaat ist von großer Bedeutung, um auch im nächsten Jahr gute und homogene Feldaufgänge zu erzielen. Grundsätzlich sollte die Saatgutbestellung sorgfältig erfolgen, sodass große Saatgutreste vermieden werden. In der Saatgutbestellung im Sommer sollte nicht mehr als 80 % der vermutlich erforderlichen Saatgutmenge bestellt werden, um auf Veränderungen der Anbaufläche sowie auf neue Sortenergebnisse reagieren zu können. Eine nicht vermeidbare bzw. technische Restmenge sollte trocken und kühl ohne große Temperaturschwankungen gelagert werden.

Um Ihren Saatgutbedarf einfach und schnell zu ermitteln, steht Ihnen im AgriPortal Consult im Bereich SAAT der „Saatgutrechner“ zur Verfügung.